Heute gewähre ich euch mal einen kleinen Einblick in mein Leben. Mein Leben in Deutschland und mein Leben auf Ibiza. – Was ist der Unterschied (außer der Temperatur)? Was hat sich verändert? Wie sah ein normaler Tag für mich in Deutschland aus und wie sieht er hier aus?
Und sind es diese Veränderungen wirklich wert, den Schritt gegangen zu sein, ein gut laufendes Business an den Nagel zu hängen?
Mal schauen, wie mein Fazit am Ende dieses Artikels aussehen wird. – Vielleicht muss ich morgen die Koffer packen… 😉
Jetzt kommt mir gerade diese Zeile aus dem Roman von Karen Blixen in den Sinn: “Ich hatte eine Farm in Afrika…“ – Naja, keine Farm, eine Praxis, nicht in Afrika, in Deutschland…etwas weniger ‚aufregend’. – So romantisch ist meine Erinnerung daran nicht. Aber, bevor ihr denkt, ich bin nur froh, dass ich das alles losgeworden bin: Es ist auch eine gute Erinnerung und ich bin stolz darauf. Aber dazu später mehr. – Schauen wir uns doch erstmal diese ‚normalen’ Tage an…
In Deutschland
Der Wecker klingelt am frühen Morgen. Ich bin noch nie ein guter Frühaufsteher gewesen. Ich werde außerdem nicht gerne vom Wecker geweckt. Also snooze ich…ich dehne diese Zeit bis zum Aufstehen bis aufs Äußerste aus…Und rappel mich dann endlich auf. Die Praxis ruft, Patienten warten. Ich muss mich fertig machen. Ich ziehe mich an, trinke noch einen Tee und gehe dann aus dem Haus. Setze mich in mein Auto und fahre zur Arbeit. Das Fahren tut mir immer gut. Es hilft mir, mich für den Tag zu sammeln, meine Gedanken zu sortieren und zu planen, was zu tun ist. Meine Woche ist sehr strukturiert. Alle Termine stehen vorher fest. Flexibilität gibt es wenig, im Praxisalltag schon mal gar nicht. Eine Kollegin ist schon da, als ich ankomme, eine andere ist nur kurz auf dem ‚Durchflug’ und sammelt Materialen für Hausbesuche zusammen. Wir begrüßen uns und unterhalten uns kurz; Organisatorisches wird fix geklärt.
Ich bereite schnell meinen Vormittag vor und dann geht es los: der erste Patient kommt. Dann noch vier weitere. Eine bunte Mischung von Menschen; das hat mir an der Arbeit schon immer gefallen. Und doch fühlt es sich leer an. Ich sitze vor einem Kind. Wir spielen ein Spiel und es gelingt ihm so irgendwie gar nicht, die Aufgabe umzusetzen. – Ich erinnere, mache vor, erkläre, verbessere. Meine Gedanken schweifen ab… „Was tue ich da eigentlich?“ – Ich würde gerne mit diesem Kind weiterspielen. Spaß haben und Unsinn machen. Ich soll aber therapieren, korrigieren, beheben. Die Krankenkassen wollen Ergebnisse sehen.
Irgendwie ist mir in den letzten Jahren der Sinn meiner Arbeit verloren gegangen. – Ich fühle mich gelangweilt. Die Arbeit wird trotz der verschiedenen Menschen monoton; die Abläufe wiederholen sich. Will ich das wirklich bis zu meiner Rente machen?? Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Magen breit…
Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Magen breit: Soll das hier alles gewesen sein?! Share on X
Mittagszeit. Ich habe zwei Stunden Zeit. Die Freiheit nehme ich mir. Ich nehme mir eine halbe Stunde zum Essen und quatsche mit einer Kollegin. Dann setze ich mich an den Computer, schreibe Berichte, telefoniere und bespreche ein paar Dinge mit den Kollegen. Ich mache mir etwas Sorgen. Es läuft zwar so gerade alles rund, aber es wäre schön, wenn wir mehr Anmeldungen hätten. Ich fühle mich etwas unsicher, obwohl ich diese Phasen seit Beginn kenne. Meine Kollegin muntert mich auf: „Es hätt noch immer jut jejange!“ – sie kommt aus dem Rheinland. Und Recht hat sie bisher immer gehabt! 😉
Der Nachmittag beginnt. Routiniert mache ich vier weitere Therapien und bin froh, als der letzte Patient weg ist. Ich erledige noch die restlichen Dinge im Büro und mache mich dann schnell auf den Weg. Heute gehe ich zum Sport. Ich liebe diese Abwechslung und ich will mich fit halten. Außerdem treffe ich dort immer eine Freundin. Also machen wir gemeinsam unsere Stunde und unterhalten uns dann noch etwas. Eine kleine Auszeit für uns beide, aber es ist schon halb 9 und wir müssen heim.
Als ich ankomme bin ich total erledigt. Ich wollte eigentlich noch telefonieren, aber ich bin zu müde, um mich zu unterhalten. Ich verschiebe das lieber auf einen anderen Tag, mache mir schnell etwas zu Essen und verbringe dann noch 2 Stunden vor dem Fernseher. Dann gehe ich ins Bett und will gerne noch ein bisschen lesen, halte aber nur 10 Minuten durch. Erschöpft schlafe ich ein.
Auf Ibiza
Mein Tag beginnt. Heute habe ich beschlossen früh aufzustehen. Witziger Weise gelingt mir das inzwischen leichter! – Ich genieße die frühen Morgenstunden, wo alles noch friedlich und etwas kühler ist. Und, ich will etwas schaffen, bevor es zu heiß wird. Der Wecker klingelt zwar, aber da ist kein ‚Muss’ dahinter. Und das erleichtert…
Ich ziehe mich an, mache mir einen Tee und setze mich auf die Terrasse. Alles ist ruhig und gemütlich. Ich sammle meine Gedanken und mache mir einen Plan. Der Tag kann beginnen. Ich setze mich an den Schreibtisch und arbeite drauf los. Dann meldet sich auf einmal eine Freundin. Ob ich heute Zeit habe, einen Kaffee mit ihr zu trinken? – Sie hat frei. Es ist Feiertag. Das ist völlig an mir vorbeigegangen. 😉
Ich überlege kurz… – Soll ich oder soll ich nicht? Dann beschließe ich, zusammen mit ihr eine Pause zu machen und später weiterzuarbeiten. – Was ich heute unbedingt noch erledigen will, kann ich auch anschließend noch machen. Nach 2 Stunden bin ich zurück. Ich mache mir was zu Essen und dann habe ich ein Coaching. Ein neuer Kunde ist immer spannend und versetzt mich in Aufregung! – Das Gespräch läuft gut; ich bin zufrieden und mache noch schnell meinen nächsten Artikel fertig.
Um 19 Uhr geht’s dann zum Sport. Der ist nach wie vor ein fester Bestandteil in meinem Leben. Wir trainieren in der Gruppe und draußen. Das ist der Unterschied. Mein Leben findet jetzt zu 70% draußen statt! – Für mich pure Lebensqualität, wenn ich nicht den ganzen Tag drinnen sitze!
Nach dem Sport arbeite ich noch eine Weile und dann gehe ich in die Stadt, kurz einem Freund ‚Hallo’ sagen, der in einem Restaurant arbeitet. Ein Bierchen trinken, ein Schwätzchen halten und dann nach Hause und ab ins Bett.
Mein Tag endet viel später als früher und ist gleichzeitig weniger voll. Selten hetze ich von einem Termin zum anderen. Was aber bereits anders ist, ist meine Zufriedenheit. Ich habe Abends nie das Gefühl, meine Zeit vergeudet zu haben. Ich habe wohl das Gefühl, nicht genug geschafft zu haben. Aber ich weiß gleichzeitig, dass ich das Leben nun mehr genieße.
Ein Tag in meinem Leben – Was sind die Unterschiede?
1. Meine Tage sind flexibler
Ein wesentlicher Unterschied zwischen meinem Alltag in Deutschland und in Spanien ist sicher, dass meine Tage hier wesentlich ungeplanter verlaufen. Ich habe zwar Ziele im Kopf und weiß, was ich erledigen möchte, aber es steht mir selbst frei zu entscheiden, wann ich das tue. Es steht mir auch frei, für mich selbst Termine festzulegen und mich unter Druck zu setzen. Meine Tage sind nicht so voll. Es ist Raum…Raum für Dinge, die sich spontan ergeben, sowohl privat als auch beruflich. Es ist Raum, Impulsen nachzugehen, die der Tag bringt. Und es bleibt nicht das Gefühl, durch die Woche gerannt zu sein und am Wochenende erschöpft innezuhalten. Manchmal erfolgt das Innehalten auch während er Woche. Es spielt auch keine wirkliche Rolle mehr, welcher Tag gerade ist. Ich lebe nicht mehr von Wochenende zu Wochenende und von Urlaub zu Urlaub. Ich fühle mich wohl und bin entspannt, wo ich bin, da ist Urlaub nicht mehr so dringend nötig.
2. Ich arbeite nur noch für mich
Das war schon länger mein Wunsch. Ich wollte meine Energien nicht mehr an Mitarbeiter und an Organisationsstrukturen abgeben, auf die ich nur bedingt Einfluss habe. Ich wollte mich nicht ständig bei Krankenkassen und Ärzten erklären müssen für meine Arbeit. Ich wollte für mich und für meine Kunden arbeiten.
Diese Verantwortung trage ich nun nicht mehr. Die Verantwortung für Arbeitsplätze, die Leistungen anderer, für den Betrieb und das, was er erwirtschaften sollte. Meine gesamten Energien fließen jetzt in mich selbst, mein Business und die Angebote für meine Kunden.
3. Ich teile mir meine Arbeit komplett selbst ein
Das ist auf der einen Seite eine enorme Freiheit. Ich muss mich allerdings viel mehr selbst organisieren und disziplinieren als vorher, denn nun geben weder Patienten noch Kollegen einen Rhythmus vor. Meine Zeiteinteilung bestimme ich. Das macht mich flexibler und erhöht meine Selbstverantwortung. Was nicht bedeutet, dass es mir immer so gelingt, dass ich zufrieden bin, aber es muss ja auch Spielraum für Verbesserungen geben! 😉
4. Ich kann meiner Kreativität folgen
Ich kreiere Produkte und Angebote, die meinen eigenen Ideen entspringen. Ich folge meinen eigenen Ideen und lasse mich inspirieren. Ich unterliege keinerlei Vorgaben, außer meinen eigenen. Ich unterliege keiner Kontrolle durch übergeordnete Instanzen. Mein ‚Kontrollinstrument’ ist die Zufriedenheit meiner Kunden und meine eigene! Beide tragen in hohem Maße zu meiner Kreativität und meiner Energie bei!
5. Mein Leben ist bunter
Die Wochen verlaufen somit auch nicht mehr so eintönig. Das ewig Gleiche gibt es jetzt nicht mehr. Ich treffe neue Menschen, die mich für meine Arbeit inspirieren. Ich besinne mich viel häufiger auf mich und das, was ich wirklich möchte. Es gibt immer wieder Momente, in denen ich mich frage: Warum hast du das gemacht? Warum hast du diesen Weg gewählt? – Doch nicht, um wieder in einem Trott zu landen, nur noch zu arbeiten und das Leben an dir vorbeiziehen zu lassen…!! – Die Insel ruft mir meinen Entschluss immer wieder ins Gedächtnis und lässt mich nicht vergessen, dass das Leben kostbar ist und es sich lohnt, etwas Besonderes daraus zu machen.
Ich bin stolz darauf, eine Entscheidung gefällt zu haben. Ich bin froh, dass ich mich entschlossen habe, meinen Visionen zu folgen.
Ein Tag in deinem Leben – Welche Veränderungen wünschst du dir?
Das alles ist ja nur eine kurze Zusammenfassung, der Änderungen in meinem Leben. Was aber sind die Veränderungen, die du dir wünschst?
Und, um das noch mal zu betonen, sich Veränderungen zu wünschen, bedeutet nicht, alles abzulehnen, was gerade ist. Wenn dein Tag anders werden soll, dann entscheidest du dich, dich auf den Weg zu machen. Du entschließt dich für dich, Verantwortung für dich selbst und für dein Leben zu übernehmen, ohne alle Veränderungen, die sich daraus ergeben im Voraus zu kennen. Du entscheidest dich dafür, deiner Vision zu folgen und größer zu werden, als du es dir geträumt hast! Denn du willst wieder mehr Sinn und Leidenschaft in deinem Leben.
Und das ist der Sinn der Veränderung.
Mach dein Leben ungewöhnlich!
Deine Kiwi
Foto: Die hervorragende Jennifer Arndt!
Christina Baier
Liebe Kiwi,
das war sehr spannend zu lesen. Danke für’s Mitnehmen. In Deine Vergangenheit und nach Ibiza 🙂
Grüße, Christina
Kiwi Pfingsten
Vielen Dank und sehr gerne, Christina! 🙂
Herzliche Grüße,
Kiwi